STEYR PLUS SERIE eine ungewöhnliche Liebesgeschichte in Rotweiß

Referent: Philippe Wanzenböck, AT

Seit der Erfindung des Lokomobils bzw. des Dampftraktors, haben Traktoren die Landwirtschaft maßgeblich verändert und geprägt. Ohne Traktoren wäre die moderne Landwirtschaft so wie wir sie heute kennen nicht möglich. Stand in den 60iger Jahren bei den meisten Traktorherstellern hauptsächlich die technische Weiterentwicklung im Fokus der Entwicklung, setzte man bei Steyr in Österreich bereits zusätzlich auch auf innovatives Design.

Frei nach dem Motto, was dem Auge gefällt, gefällt auch dem Geist, betraute man Mitte der 60iger Jahre bei Steyr den Industriedesigner Louis L. Lepoix mit der Entwicklung eines neuen Traktordesigns.

Steyr bewies damit besonderes strategisches Geschick, denn als Ende der 60iger Jahre viele Traktorhersteller in Europa aus wirtschaftlichen Gründen Ihre Produktion einstellen mussten, revolutionierte Steyr die Traktorenfertigung nicht nur mit vielen technischen Neuerungen, dem sogenannten PLUS, sondern auch mit einem für die Traktoren der 60iger Jahre revolutionären Design von Louis L. Lepoix. Die STEYR PLUS Serie war geboren. Runde Formen wurden eckig und der Steyr Traktor wurde rotweiß. Seither sind die weiße Motorhaube und deren roten Seitenteile ein weltweit bekanntes Markenzeichen für die Steyr Traktoren.

Als ich Ende der 70iger Jahre zur Welt kam und in einer auf Grund des Eisernen Vorhangs recht ärmlichen Region aufwuchs, wusste ich von all dem natürlich noch nichts. Meine Großeltern übernahmen von den Urgroßeltern einen für das Weinviertel der 70iger Jahre besonderes kleinen Hof, sodass für meine Eltern von Anfang an klar war, dass sie, sollten sie die Grundstücke übernehmen, keine Landwirtschaft betreiben konnten. Ich empfand den Abriss unseres alten Hofes als traumatisch, denn damit sank die Chance, dass auch meine Eltern, so wie damals unser Nachbar, sich einen neuen STEYR 768 zulegen würden und wir somit so einen Traktor auch unser Eigen nennen würden.

Fasziniert von den rotweißen Traktoren mit den unterschiedlichen Bezeichnungen, sowie den für jede PS-Stärke unverkennbaren Motorenklang, überlegte ich, wie ich einmal zu so einer Maschine kommen könnte.

Mit 6 Jahren begann ich daher bei unserem Nachbarn jedes Wochenende auf´ s Feld mitzufahren umso der geliebten STEYR PLUS Serie näher zu kommen. Schließlich besaß der Nachbar als Großbauer Anfang der 80iger Jahre einen STEYR 70, einen STEYR 768, einen STEYR 980 und einen STEYR 1100.

Und so durfte ich, wie von mir geplant, im Sommer des Jahres 1984 das erste Mal beim Heuballenladen mit dem STEYR 768 vorfahren Auch das Heuballenpressen mit dem STEYR 980 war für mich ab diesen Zeitpunkt kein Problem mehr.

Am Abend vor dem Schlafengehen studierte ich angestrengt die Steyr Traktorprospekte und träumte von Modellen in 1:32, die es damals für kleine und großeBuben leider noch nicht gab.

In der Zwischenzeit hatte Steyr die 80iger Serie am Markt eingeführt und ich bekam weniger Prospekte der PLUSSERIE zum Schmökern.

Gut 40 Jahre später besitze ich einen STEYR 50 und einen STEYR 650a, sowie einige Modelle im Maßstab 1:32, sowie einen Werkskatalog von Louis L. Lepoix.

Dieses tolle Überblickswerk hat mich auch zu dem bereichernden Kontakt mit der wundervollen Erika Kübler geführt, die ich inzwischen zu meinen Freunden zählen darf. Aufgrund des Lebenswerks von Lepoix verstehe ich meine, bis jetzt anhaltende Faszination für die rotweißen STEYR Traktoren der PLUS SERIE, über die es noch viel mehr zu erzählen gibt…

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das Design des Steyr-Puch „Pinzgauers“

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45 Jahre - Design und Designer