die Steyr-Daimler-Puch AG und das Design des Steyr-Puch „Pinzgauers“

Referent: Constantin Kiesling, AT

Die Steyr-Daimler-Puch AG war bis zu ihrer Zerschlagung in den 1980er Jahren einer der bedeutendsten österreichischen Mischkonzerne der metallverarbeitenden Industrie. Ihr Produktportfolio im Bereich des Fahrzeugbaus reichte von Zweirädern (Fahrräder, Mopeds, Motorroller, Motorräder) über PKWs, Geländewagen und Traktoren bis hin zu LKWs, Bussen und Spezialfahrzeugen. Ab den 1960er Jahren wurde der französische Industriedesigner Louis Lucien Lepoix für die Steyr-Daimler-Puch AG tätig. In dieser Zeit profilierte er sich insbesondere mit der äußerlichen Gestaltung der Steyr-Plus LKW-Baureihe 90 sowie der Steyr-Plus Traktorbaureihe. Beide wurden im Hauptwerk in Steyr bzw. im Nibelungenwerk in St. Valentin in bedeutenden Stückzahlen produziert und prägten mit ihrem kantigen Erscheinungsbild ab dem Ende der 1960er Jahre den Straßenverkehr und die Landwirtschaft Österreichs.

Weniger bekannt sind Lepoix‘ Arbeiten an den Produkten der Puch-Werke in Graz, wo Zweiräder, PKW und Geländewagen vom Band liefen. Mitte der 1960er Jahre verfügte man dort mit dem Kleinwagen Steyr-Puch 500 und dem Geländewagen Steyr-Puch Haflinger über zwei etablierte Automobile in Serienproduktion. Die Grazer Ingenieure befassten sich darüber hinaus mit der Entwicklung des Steyr-Puch Pinzgauers, der als „großer Bruder“ des Haflingers das Portfolio der kompromisslosen Geländewagen konsequent zu größeren Nutzlasten hin ergänzen sollte (1 Tonne beim Zweiachser, 1,5 Tonnen beim Dreiachser). Das Fahrzeug ging ab 1971 in Serienfertigung und fand insbesondere bei militärischen Kunden rund um den Globus regen Anklang. Speziell in Österreich ist aufgrund seiner Verwendung in großen Stückzahlen beim Bundesheer ein Großteil der männlichen, wehrpflichtigen Bevölkerung mit dem Pinzgauer auch heute noch wohlvertraut. Weitere signifikante Lieferungen erfolgten etwa in die Schweiz, nach Nigeria, Venezuela, Großbritannien, Saudi-Arabien, Neuseeland und in den Oman. Bis zur Einstellung der Produktion im Jahre 2010 wurden mehrere zehntausend Pinzgauer produziert.

Dokumente aus dem Werk Lepoix‘ deuten darauf hin, dass neben den Konstrukteuren der Steyr-Daimler-Puch AG im Werk Graz ab 1965 auch der französische Industriedesigner Einfluss auf die Gestaltung der äußeren Form des Pinzgauers nahm. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es daher, mittels historischer Dokumente des Lepoix-Archivs und der Steyr-Daimler-Puch AG sowie basierend auf Erinnerungen relevanter Zeitzeugen die Entstehung des Pinzgauer-Designs im Detail zu beleuchten. Darauf aufbauend befasst sich der Beitrag überdies mit der späteren Weiterentwicklung der markanten Form des Fahrzeuges, wie etwa für speziell ausgestattete zivile Ausführungen und die Modellpflege Mitte der 1980er Jahre, in deren Rahmen die Front des Pinzgauers aufgrund der Verwendung eines wassergekühlten Dieselmotors der Volkswagen AG eine erhebliche Veränderung durch die Stylingabteilung in Graz erfuhr.

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